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6. Juni 2013

Kanal Istanbul


Kritiker werden sich also einen anderen Begriff suchen müssen, doch der türkische Ministerpräsident will den Wahnsinn durchaus positiv verstanden wissen — als tollkühnen Mut zu einem Befreiungsschlag für die Mega-Metropole Istanbul, die an sich selbst zu ersticken droht. Eines der größten Bauvorhaben dieses Jahrhunderts werde der Kanal jedenfalls, versprach Erdogan, und es werde die Probleme der Stadt lösen.

Westlich von Istanbul soll der Kanal verlaufen, vom europäischen Ufer des Marmara-Meers    zum Bosporus hinauf zum Schwarzen Meer — mehr will Erdogan über die genaue Strecke noch nicht verraten, um Grundstücksspekulationen vorzubeugen. Eine Länge von knapp 50 Kilometern bedeutet das. 150 Meter breit und 25 Meter tief soll der Kanal nach Erdogans Angaben werden, um auch für die größten Schiffe der Welt befahrbar zu sein und den überfüllten Bosporus entlasten zu können. Um den Bosporus geht es vor allem. Rund 55000 Tank- und Frachtschiffe drängen sich pro Jahr durch die Meerenge, das sind 150 Schiffe am Tag, die meisten davon gewaltige Meeresriesen und jedes fünfte mit Erdöl oder Erdgas beladen. 

Schwimmende Bomben sind das, die Tag und Nacht mitten durch eine Stadt mit 15 Millionen Einwohnern schippern und in der gewundenen Meerenge auch schon mal aus der Kurve fliegen und die Häuser der Küstenbewohner zerquetschen. Bei einer Kollision auf dem Bosporus explodierte 1979 ein Öltanker und brannte mitten in der Stadt vier Wochen lang auf dem Wasser; das brennende Öl trieb auf das Ufer zu — fast wäre es damals zur Katastrophe gekommen.








































































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